233 Münzen aus 6 Jahren

Ein spätantiker Schatzfund aus Oberzissen

Im Bereich der Gemarkung Oberzissen wurde bei archäologischen Prospektionen ein spätantiker Schatzfund mit Bronzeprägungen aus der Zeit des Usurpators (Gegenkaiser) Magnentius (350–353 n. Chr.) innerhalb eines ehemaligen römischen Gutshofs geborgen. Das zugehörige, ca. 1,3 ha große Siedlungsareal zeichnet sich durch ausgedehnte Schlackenhalden der Eisenverarbeitung und mehrere als Bruchsteinkonzentrationen erkennbare Gebäudereste aus. Der Fundplatz befindet sich an einem leicht südöstlich abfallenden Mittelhangbereich, der Bestandteil eines dem Brohltal zugeneigten Höhenzuges ist. Der Schatzfund wurde zentral innerhalb der Anlage auf einem ca. 5 m2 großen Areal verteilt geborgen.

Der Schatzfund und seine Zusammensetzung

Die insgesamt 233 vorliegenden Bronzeprägungen sind in überwiegend guter Erhaltung, wodurch in allen Fällen die Identifikation des jeweiligen Prägeherren möglich ist. Auffallend hoch ist der Anteil an unter dem Usurpator Magnentius hergestellten sog. Maiorinae (199 Exemplare), worauf dessen Bruder Decentius mit einem weitaus geringeren Anteil (24 Exemplare) folgt. Wenige ältere Folles des Constans (8 Exemplare) sowie eine singulär vertretene Prägung des Constantinus I. stammen aus dem älteren Prägezeitraum 348–350 n. Chr. und gehören ebenfalls zum Inventar des Schatzfundes.

233 Münzen aus 6 Jahren
Spätantiker Schatzfund aus Oberzissen

Forschung liefert neue Erkenntnisse zur Archäologie des Brohltals

Werden archäologische Quellen mit Forschungsergebnissen aus Numismatik und Alter Geschichte kombiniert, so entsteht meist ein facettenreiches Bild der historischen Zusammenhänge. Im Fall des spätantiken Schatzfundes aus Oberzissen ist es drei Autoren nun gelungen, diese Quellen zu entschlüsseln. Dementsprechend konnte nicht nur das Jahr der Verbergung des Schatzfundes auf den Zeitraum des Frühsommers 353 n. Chr. konkretisiert werden, sondern es lässt sich auch belegen, dass der Gutshof bei Oberzissen, in welchem der Schatzfund einst hinterlassen wurde, nach 353 n. Chr. nicht mehr bewohnt war. Womöglich konnten die Besitzer des Gutshofs nach einem der zahllosen Überfälle der Germanen, welche auch das Brohltal heimsuchten, nicht mehr zurückkommen und ihren Münzschatz wieder an sich nehmen.

Literatur: G. Heeren, S. Günther, O. Schüller, MFRP 74: Ein spätantiker Schatzfund aus Oberzissen (Landkreis Ahrweiler). Zugleich ein Beitrag zu den Emissionen der Trierer Münzstätte im Rahmen des „Magnentius-Horizontes“. Numismatisches Nachrichtenblatt 2/23, 2023, 59-64.