Geomagnetik, Geoelektrik und Luftbildarchäologie

Neue Forschungsergebnisse zur römischen Villa von Schuld an der Ahr.

Die Villa rustica liegt in einer Ahrschleife etwa einen halben Kilometer nordöstlich der heutigen Ortschaft Schuld an der Ahr im Bereich der Verbandsgemeinde Adenau (Eifel), Kreis Ahrweiler und wenige Kilometer südlich der Nordgrenze des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Unmittelbar nördlich der Fundstelle grenzt ein gebirgiger Höhenzug an das Hauptgebäude der Anlage, während im Westen der Siedlungsbereich durch ein modernes Wohngebiet, im Süden durch den Ahrverlauf und im Osten von einem auslaufenden Mittelhangbereich mit angeschlossenem Waldgebiet eingegrenzt wird.

Forschungsgeschichte

Im 19. Und 20. Jahrhundert ist der archäologische Quellen- und Forschungsstand zu ländlichen Siedlungen der Römischen Kaiserzeit stetig angewachsen. Im Rheinland, in der Eifel und im Moselraum verzeichneten die Archäologen bei Ihrer Landesaufnahme zahlreiche neu entdeckte Siedlungsstellen. Meist handelt es sich dabei um römische Gutshöfe mit einem Hauptgebäude und mehreren Nebengebäuden, die Anlagen werden als „Villae rusticae“ [Lat.] bezeichnet.

Bereits 1907 erhielt das Bonner Provinzialmuseum (heute: LVR-LandesMuseum Bonn) Nachrichten über eine neu entdeckte römische Villa bei Schuld an der Ahr. Eine Sensation war die bereits 1939 in der Zeitschrift „Die Weltkunst“ publizierte Nachricht, worin erstmals über die Entdeckung des Gutshofs mit dem darin liegenden römischen Mosaik berichtet wird. Bis heute handelt es sich bei den Funden um die einzig erhaltenen römischen Mosaikreste im Ahrtal.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden erst wieder in den sechziger Jahren erneute Untersuchungen am Hauptgebäude durchgeführt. Es folgten mehrere Grabungskampagnen zwischen 1963-1967, in denen man sich auf das Hauptgebäude der Anlage konzentrierte. Nach Beendigung der Ausgrabung geriet der Gutshof lange in Vergessenheit. Dies änderte sich, als im Zeitraum von 2010 bis 2019 zahleiche Neufunde im Rahmen von Feldbegehungen und geophysikalischen Prospektionen geborgen wurden. Durch die Neufunde und die sehr aussagekräftigen Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion wurde eine Neubewertung des römischen Gutshofs hinsichtlich dessen Zeitstellung und Funktion möglich.

Archäologische Prospektion: Vielfältiges Methodenspektrum

Die Baustrukturen der römischen Villa von Schuld an der Ahr liegen teilweise in einem Stark bewaldeten Waldgrundstück sowie einer darunterliegenden landwirtschaftlich genutzten Feldfläche, die als Flur „Im Weiler“ benannt wird. Besonders das Feldareal nimmt mit einer Gesamtgröße von etwa 2-2,5 ha einen bedeutenden Teil des Gutshofs ein. Hier befand sich während der Römerzeit die „Pars rustica“, der Wirtschaftsbereich des Gutshofs. Innerhalb dieser Fläche wurden in der Vergangenheit zahlreiche Münzen, Keramik und Metallobjekte geborgen, die den Archäologen mehr über die Datierung des Gutshofs sowie dessen Wirtschaftsbereichs verraten. Gleichzeitig bietet das Gelände die Möglichkeit, mehrere moderne Methoden der geophysikalischen Prospektion, auch als archäologische Fernerkundung bezeichnet, anzuwenden. So kamen hier die Geomagnetik, Geoelektrik und Luftbildarchäologie zum Einsatz – mit im Ergebnis sehr erstaunlichen und für das Ahrtal einmaligen Ergebnissen.

Römische Kaiserzeit
Luftbild der Anlage (Quelle RLP Lanis)
Geomagnetik Geoelektrik Luftbildarchäologie
Magnentius rueckseite Geomagnetik, Geoelektrik und Luftbildarchäologie 06/2023

Maiorina des Magnentius 350 – 353 n.Chr.

Forschungsergebnisse online!

Die jüngsten Forschungsergebnisse zur römischen Villa von Schuld an der Ahr wurden unlängst in der Ausgabe 220 der Bonner Jahrbücher, einem wissenschaftlichen archäologischen Jahrbuch, veröffentlicht und stehen seit diesem Jahr auch online zur Verfügung:

Literatur:
G. Heeren, Die Pars rustica der römischen Villa von Schuld an der Ahr. Untersuchungen zur Chronologie und Funktion. Bonner Jahrb. 220, 2020, 143-195. Link: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bjb/article/view/95964
H. Eiden, Römischer Gutshof im Weiler bei Schuld an der Ahr. In: Ausgrabungen an Mittelrhein und Mosel 1963-1976. Trierer Zeitschr. Beih. 6, 1982, 101-111.