Zur Baugeschichte der Burg Kempenich

Ein 4 x 4 cm kleiner Beitrag zur Baugeschichte der Burg Kempenich im ausgehenden 16. Jahrhundert

Die größtenteils nur als Ruine erhaltene Burg Kempenich „Auf dem Burgberg“ ist die jüngere von zwei Anlagen, die bis zu ihrem Aussterben im Mannestamm im Jahr 1424 im Eigentum der ab 1093 genannten Familie der Edelherren v. Kempenich war. Die Verlagerung der Burg von dem heute als „Kreuzwäldchen“ bekannten kleinen Bergkegel ist nach derzeitigem Wissenstand für das 13. Jh. anzunehmen, in dem die ältere Burganlage offenbar zerstört wurde.

Burg und gleichnamige Herrschaft Kempenich waren reichsunmittelbar, ehe sie 1277 dem Trierer Kurfüsten zu Lehen angetragen wurden. Nach dem Aussterben der Herren v. Kempenich mit Johann v. K. im Jahr 1424 zog Kurtrier die Herrschaft Kempenich als erledigtes Mannlehen widerrechtlich ein und erzwang von Peter v. Schöneck, dem Schwiegersohn des vorg. Johann v. K., deren Übergabe.

Als Besitzer von Burg und Herrschaft als Trierer Pfandschaft folgen in den kommenden 150 Jahren verschiedene Adelsfamilien, denen die Pfandschaft ganz oder aber auch nur anteilig gehörte.

Diese häufiger wechselnden und teils unklaren Besitzverhältnisse trugen nicht zum Erhalt der Burganlage bei. Weiter ist auch der zunehmende Bedeutungsverlust befestigter Burganlagen oder zumindest teilweise derer Wehranlagen durch den Fortschritt der Waffentechnik zu beachten.

Im Januar 1571 erhält Anton v. Eltz („Eltz v. goldenen Löwen“) von seinem Onkel, dem Trierer Erzbischof Jakob v. Eltz gegen Zahlung eines Drittels des Pfandschillings von 8.000 Gulden 1/3 Drittel von Haus und Herrschaft Kempenich aus den Händen der damaligen Pfandherrin Margarethe v. Schöneck. Bereits im März des Jahres löst Anton dann den Rest der Pfandschaft ab und läutet damit eine über 200 Jahre bis 1777 dauernde Eltzer Epoche in Kempenich ein. Verbunden mit der Übernahme der Pfandschaft durch Anton setzen spätestens ab 1574 umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an der Burg ein, die ein Jahr vorher als baufällig bezeichnet wird. In einer Pfandurkunde von 1581 verpflichtet sich Anton zusätzlich zum Pfandschilling weitere 4.000 Goldgulden an der nun als „Schloß“ bezeichneten Anlage zu verbauen. Spätestens jetzt siedelt die Familie nach Kempenich um. Von der Zeit der Eltzer Inbesitznahme und den folgenden größeren Umbau- und Instandsetzungsarbeiten zeugt das abgebildete kleine plastische Keramikfragment mit einer Größe von nur 4 x 4 cm, das von einer Ofenkachel stammt und im Schutthang der Burg gefunden wurde.

Zur Baugeschichte der Burg Kempenich
Keramikfragment einer Ofenkachel aus dem Schutthang der Burg

Erkennbar ist neben Rankwerk ein auf einem erhöhten Steg befindliche Jakobsmuschel. Es handelt sich hierbei um den Rest des Wappens der Familie v. Heddesdorf (heute Stadtteil von Neuwied), die 1218 erstmals urkundlich erwähnt wird. Das Familienwappen zeigt in Blau einen silbernen, mit drei schräggestellten roten Pilgermuscheln belegten Schrägbalken. Es ist das Wappen der Margarethe v. Heddesdorf, der 2. Ehefrau von Anton v. Eltz und Mutter seiner 7 Kinder.

Aus der Zeit zwischen 1571 und 1598 stammt auch eine Takenplatte, die auf der Burg bei Sanierungsarbeiten gefunden wurde und das Allianzwappen v. Eltz/v. Heddesdorf zeigt.

Zur Baugeschichte der Burg Kempenich
Takenplatte die bei Sanierungsarbeiten auf der Burg gefunden wurde

Nach dem Tod Antons in 1598 übernimmt sein Sohn Johann Jakob Kempenich. Er und seine Ehefrau Maria Elisabeth v. Metzenhausen stiften 1630 für die Kempenicher Pfarrkirche eine mit den Gemälden der 4 Evangelisten geschmückte Kanzel, die umgearbeitet heute als Ambo (Lesepult) dient. Unter den Evangelistengemälden befinden sich die geschnitzten Wappen v. Eltz und v. Metzenhausen sowie der mütterlichen Linien v. Heddesdorf und v. Hagen.

Johann Jakob, der Erbauer der Kempenicher Häuser auf Burg Eltz, verstirbt 1645 kinderlos. Durch Erbgang über die Familie Schenk v. Schmittburg kommt die Pfandschaft Kempenich 1663 an Hans Jacob v. Eltz, der die Familie v. Eltz zu Kempenich begründet und mit seiner Familie anfänglich wieder auf Schloß Kempenich wohnt. Dort kommt ein Teil seiner 17 Kinder zur Welt, darunter der spätere Mainzer Kurfürst Philipp Karl v. Eltz-Kempenich (1665 – 1743) der 1733 mit seinen Brüdern als Grafen von und zu Eltz-Kempenich in den Reichsgrafenstand erhoben wird.

Kanzel umgearbeitet als Ambo (Lesepult) mit Wappen
Ambo (Lesepult ) in der Kempenicher Pfarrkirche

Ausschnitt eines 1905 von den Grafen v. Eltz-Kempenich gestifteten Fensters in der Pfarrkirche Kempenich mit dem gräfl. Wappen. Im linken Teil rechts oben eine Darstellung der Burg Kempenich aus der Zeit des 17. Jh.

Fensters in der Pfarrkirche Kempenich mit dem gräfl. Wappen
Fenster in der Pfarrkirche Kempenich

Während in Kempenich die Eltzer Epoche nach rund 207 Jahren durch die Kündigung der Pfandschaft durch die Trierer Hofkammer 1776/77 endet, führt heute Dr. Karl Graf und Edler Herr von und zu Eltz-Kempenich gen. Faust von Stromberg die Familie- seit 1815 alleinige Besitzer der Burg Eltz- in der 33. Generation fort.

Die Familie v. Heddesorf, die in der 2. Hälfte des 15. Jh. von ihrem Lehenshof in Heddesdorf nach Winningen an der Mosel gezogen war, starb dort in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts mit Carl Maria Freiherr v. Heddesdorff-Peters und seiner Ehefrau Bertha aus. Der Name lebt in dem von Nachfahren anderen Namens geführten Weingut „Freiherr v. Heddesdorff“ jedoch bis heute fort.

Der Zustand der Burg Kempenich, die insbesondere im 18. Jh. zunehmend vernachlässigt wurde, wird nach Einlösung der Pfandschaft als „trostlos“ bezeichnet. Ab dem Jahr 1778 wird mit dem weitgehenden Abriss der einst imposanten Anlage begonnen und die Baumaterialien verkauft. Erhalten bleiben neben dem am Zugangsbereich gelegenen mächtigen Doppelgraben hauptsächlich Reste des inneren Mauerrings sowie Gebäudeteile des noch spätromanischen Palasgebäudes mit An- und Umbauten des 16. bis Anfang 19. Jh., die bis 1931 als Forsthaus genutzt wurden. 1931 wurde die Anlage versteigert und nach erneutem Eigentümerwechsel 1994 erfolgten umfangreiche Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen. Seitdem ist die Anlage wieder dauerhaft bewohnt.

Literatur: Heimatfreunde Kempenich e.V., „Zwischen HoherAcht und Laacher See – Aus der Geschichte des Kempenicher Ländchens“; Kempenich 1993