Bronzezeit
Die Bronzezeit entwickelt sich stufenweise aus zahlreichen regional ausgeprägten jungsteinzeitlichen Kulturen innerhalb Europas. Die Rohstoffsuche und deren Abbau spielte bereits in der Jungsteinzeit eine bedeutende Rolle. Am Übergang zur Bronzezeit wurden nun auch Metalle genutzt sowie verarbeitet. Zunächst wurde nur reines Kupfer zur Waffen und Schmuckherstellung verwendet, jedoch konnten recht zügig auch weitere Metalle (Zinn, Blei, Antimon, Arsen) mit Kupfer legiert werden. Mit dieser frühen Innovationsleistung sehen wir den Beginn der Metallverarbeitung in Europa. Deren Ursprünge, ähnlich wie im Neolithikum, zunächst im Vorderen Orient ihren Anfang nahmen und sich allmählich bis nach Nordeuropa ausbreiteten.
Wenngleich sich der neue Werkstoff Bronze kontinuierlich durchsetzte, wurde durch die gesamte Bronzezeit hinweg weiterhin auch der traditionelle Werkstoff Stein für die Werkzeugherstellung genutzt. Die Kenntnis der Lagerstätten zu Erz- sowie Rohmaterial war für die frühe Metallherstellung essentiell. So entwickelten sich Handelsverbindungen zwischen dem Norden und Süden Europas, worüber neben Produkten der Metallverarbeitung auch Salz und Bernstein ausgetauscht wurden. Die Lage des heutigen Rheinland-Pfalz und damit auch die des Kreises Ahrweiler sowie der zugehörigen Landschaft nimmt hier eine zentrale Stellung ein. Besonders der Rheinverlauf ermöglichte durch seinen Wasser- sowie Landtransportweg einen regen Austausch zwischen den innereuropäischen bronzezeitlichen Kulturen, welche auch innerhalb der Region im Zeitraum von 2000/1800 v. Chr. bis etwa 800/750 v. Chr. lebten.
Die bronzezeitlichen Funde im heutigen Kreisgebiet lassen bisher kein eindeutiges Siedlungsbild erkennen. Wenngleich im südlich angrenzenden Landkreis Mayen-Koblenz während der vergangenen Jahrzehnte regelmäßig frühbronzezeitliche Hausgrundrisse (Ochtendung) ausgegraben wurden, fehlen bislang vergleichbare Befunde im Kreis Ahrweiler. Die frühbronzezeitliche Siedlung mit angeschlossenem Gräberfeld auf dem Steckenberg, südlich von Bad Neuenahr-Ahrweiler, kann aufgrund der 1947 dort entdeckten Funde als erstes Anzeichen für eine bronzezeitliche Besiedlung innerhalb des Kreisgebietes gewertet werden. Die dem Ende der Bronzezeit bzw. der jüngeren Urnenfelderzeit (9.-7. Jh. v. Chr.) zuweisbare Bestattung aus Reifferscheid gilt als Hinweis für eine fortwährende Besiedlung der Landschaft im gebirgigen Teil südlich der Ahr.
Anhand der in den letzten Jahren bekanntgewordenen bronzezeitlichen Beilfunde in der Grafschaft sowie an der Oberahr kann nun, zusammen mit den bereits seit den 70er Jahren publizierten Objekten (u.a. Bad Neuenahr-Ahrweiler, „An den Maaren“) von einer intensiven Landnutzung zur Holzverarbeitung und Werkzeugherstellung innerhalb der Region an Ahr und angrenzender Eifel ausgegangen werden. Künftige Forschungen, insbesondere geophysikalische Prospektionen, werden vielleicht weitere Siedlungsspuren aufdecken. In jedem Fall bietet diese bedeutende Epoche im Kreis Ahrweiler auch künftig umfangreiches Forschungspotential.
Literatur zur Bronzezeit :
O. Kleemann, Vor- und Frühgeschichte des Kreises Ahrweiler (Köln/Bonn 1971), 15-25.
A. von Berg, Die Bronzezeit und Urnenfelderzeit – Krieger, Bauern, Bronzegießer. In: vorZEITEN. 70 Jahre Landesarchäologie in Rheinland-Pfalz. Begleitband zur Archäologischen Landesausstellung „vorZEITEN. Archäologische Schätze an Rhein und Mosel. 70 Jahre Landesarchäologie in Rheinland-Pfalz“ vom 21. Mai – 29. Oktober 2017 im Landesmuseum Mainz (Regensburg 2017) 125-135.
G. Heeren, Der Fund eines vorgeschichtlichen Randleistenbeiles bei Altenahr – Zur Archäologie der Bronzezeit im Kreis Ahrweiler. Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2017, 185-186.