Selten und rätselhaft.

Ein keltischer Amulettanhänger aus Bad Bodendorf

Die Ortschaft Bad Bodendorf und deren zugehörige Kulturlandschaft liegt am Übergang vom Ahrtalverlauf zur Rheinebene. Bad Bodendorf ist somit der einzige Ort im Verlauf des Ahrtals, welcher durch seine besondere topographische Lage das bereits vielfach benannte „Tor zum Ahrtal“ bildet. Folglich diente das Gebiet um die heutige Ortschaft seit vielen Jahrhunderten der Anbindung weiterer Dörfer und Siedlungen am oberen, mittleren und unteren Ahrgebiet an die überregionale Verkehrsachse entlang des Rheins. Es ist zu vermuten, dass im Raum um Bad Bodendorf bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Verkehrswege und Straßen existierten.

Römischer Gutshof und fränkische Gräber in Bad Bodendorf

Bereits vor 1925 entdeckte fränkische Gräber aus der Zeit des 8.-9. Jahrhunderts n. Chr. können als erster Hinweis auf eine frühmittelalterliche Siedlung innerhalb des heutigen Ortskerns gewertet werden. Als zusätzlich 1976 im Bereich der Schützenstraße gleich an mehreren Stellen eine römische Wasserleitung freigelegt wurde, zeigte sich, dass vor der fränkischen Besiedlung an gleicher Stelle auch schon ein römischer Gutshof existierte. Leider konnte jedoch auch in diesem Fall dessen genaue Lage nicht mehr festgestellt werden.

Ein keltischer Amulettanhänger wirft Rätsel auf

Aus dem direkten Umfeld von Bad Bodendorf waren archäologische Funde der vorrömischen Eisenzeit (8.-1. Jahrhundert v. Chr.) bislang vollkommen unbekannt. Dies änderte sich, als 2014 von Frank Riffel aus Königsfeld im Rahmen von lizensierten und ehrenamtlichen Prospektionen etwa zwei Kilometer südwestlich von Bad Bodendorf ein mittel- bis spätlatenèzeitlicher Amulettanhänger (2.-1. Jh. v. Chr.) gefunden wurde. Das Fundstück, welches für die Region völlig untypisch ist, ermöglicht es den Archäologen erste Erkenntnisse zu eisenzeitlichen Handels- und Verkehrsverbindungen im unteren Ahrtal und am Mittelrhein sowie darüber hinaus zu gewinnen.

Selten und Rätselhaft
Bad Bodendorf. Keltischer Amulettanhänger mit Noppenbesatz an Ober-, Unter- und Außenseite. Foto: © IAGA, 2023.

Der Amulettanhänger besteht aus einer Kupferlegierung und zeigt an drei Seiten eine Vielzahl kurzer Noppenansätze. Im Bereich der nach außen gerichteten Seite lassen sich 26 Noppenansätze und eine Fehlstelle feststellen. Die Unter- und Oberseite des Amulettanhängers weisen jeweils 19 abstehende Noppenansätze auf. Der Gesamtdurchmesser beträgt etwa 4,5-5cm. Am oberen Rand weist der Noppenbesatz durch Hitzeeinwirkung hervorgerufene Brand- bzw. Schmelzspuren auf.

Sinzig und Bad Bodendorf: Das „Tor zum Ahrtal“

Das Fundstück aus Bad Bodendorf ist bislang in der Eifel, dem Ahrgebiet und am Mittelrhein einzigartig. Es gibt einige Vergleichsfunde aus Süddeutschland, der Schweiz und Osteuropa, wobei es sich vermutlich um die Ursprungsregion des vorliegenden Typs handelt. In jedem Fall wird mittels der Bestimmung und Zuordnung des Amulettanhängers deutlich, dass gerade die Kulturlandschaft im unteren Ahrabschnitt an überregionale Handels- bzw. Austauschprozesse bereits während der Eisenzeit angebunden war.

Selten und Rätselhaft
Die historische Kulturlandschaft zwischen Bad Bodendorf und Sinzig zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Ausschnitt aus der Tranchot-Karte Blatt 112 Remagen von 1303-1820, Quelle: ©GeoBasis-DE / LVermGeoRP (2023), dl-de/by-2-0, http://www.lvermgeo.rlp.de [Daten bearbeitet].

Tatsächlich handelt es sich bei dem Amulettanhänger auch nicht um einen kontextlosen Einzelfund. Vielmehr stammt dieser aus einem Grabgarten (Bestattungsplatz) an welchen eine das Ahrtal erschließende Straßenverbindung anschließt, wodurch die bereits historische Funktion der Umgebung von Sinzig und Bad Bodendorf als „Tor zum Ahrtal“ deutlich wird.

Literatur: G. Heeren, Ein seltener keltischer Amulettanhänger aus Bad Bodendorf. Die Dorfschelle. Notizen für Bürger und Freunde Bad Bodendorfs 124, 1/2020, 4-5.