Die Entstehung des Groschens im 14. Jahrhundert
-ein Turnose aus Niederzissen
Münzen gehören zu den häufigsten relevanten Funden, die bei Prospektionen zu Tage kommen. Wenngleich Münzen als Einzelfunde ohne weiteren Fundzusammenhang keine bedeutende Aussage zum Fundort machen können, so stellen sie doch ein interessantes Gebiet der Geschichtsforschung dar.
Die abgebildete Silbermünze wurde als Einzelfund in der Gemarkung Niederzissen gemacht.
Es handelt sich um einen sog. Turnose oder Turnos-Groschen des Erzstifts Köln unter Bischof Walram von Jülich. Graf Walram von Jülich wurde um 1304 geboren und am 27. Januar 1332 als Nachfolger Heinrich II. v. Virneburg Erzbischof von Köln. 1349 reiste er nach Paris, wo er dann am 13. Augst des Jahres verstarb. Er wurde in der Michaelskapelle des Kölner Doms in dem noch erhaltenen Hochgrab bestattet.
Turnos-Groschen des Kölner Erzbischofs Walram v. Jülich von 1343
Die Bezeichnung „Turnose“ leitet sich von der seit 1266 im Königreich Frankreich in Tours in großer Anzahl geprägten Münze des „grossus denarius Turonus“ bzw. „Gros Tournois“ ab, die durch Handelsbeziehungen auch in unserer Region weit verbreitet und als Zahlungsmittel anerkannt war. Die Bezeichnung kann frei als „große/dicke Münze nach Vorbild der Prägungen der Stadt Tours“ übersetzt werden. Eingedeutscht wurde hieraus dann Turnosgroschen bzw. aus dem „grossus“ unser „Groschen“. Größe und Gewicht der frz. Münzen mit ca. 27 mm Durchmesser und ca. 4,0 g wurden weitestgehend übernommen und auch die Gestaltung späterer Nachahmungen außerhalb Frankreichs folgte zumindest vorerst nahezu unverändert dem Vorbild, das auf der Vorderseite das Stadtzeichen von Tours („Chatel tournois“, die gestalterische Kombination von Stadttor und Abtei von Tours) und auf der Rückseite ein gleichschenkeliges Kreuz mit zwei durch Kerbkreise getrennten Umschriften zeigt (z.B. Grafschaft Holland, Herzogtümer Lothringen, Brabant etc.).
Im Rheinland erfolgt die Prägung von Turnosgroschen, jetzt mit individuell gestalteter Vorderseite, erstmals ab 1328 in der Grafschaft Berg. Um 1340 werden dann auch im Erzstift Köln Turnosen geprägt.
Die Fundmünze aus Niederzissen hat eine Durchmesser von 27 mm und wiegt 3,74 g. Sie zeigt auf der Vorderseite Bischof Walram v. Jülich mit der Umschrift „WALRAM:ARCHIEPCS:COLONIE“ (Walram, Erzbischof v. Köln) und auf der Rückseite im innerern Kreis „MONETA TUYCIEN“ („Deutzer Münze“) und aussen „+XPC:VICIT:XPC:REGNAT:XPC:INRAT“ („Christus siegt, Christus herrscht, Christus befiehlt“).
Die Münze wurde folglich in der Münzstätte in (Köln-) Deutz geprägt und kann auf das Jahr 1343 datiert werden. Der Wert dieser Turnose entsprach 20 Kölner Pfennigen.
Weitere kirchliche und weltliche Münzstände prägten insbesondere im 14. und 15. Jahrhundert ähnliche „Groschenmünzen“, so z. B. die Erzbistümer Mainz und Trier, die weltlichen Herrscher von Cleve, Jülich, Geldern, Oldenburg u. A.
Unter welchen Umständen die Münze damals verloren ging, muß ungeklärt bleiben. Der Fund belegt jedoch, welche Münzen im 14. Jh. im Brohltal im Umlauf waren.
Literatur:
– Noss, Alfred; Die Münzen der Erzbischöfe von Köln 1304-1547 (siehe Nr. 57)