Die Flutkatastrophe 2021 und die Folgen für die Archäologie im Ahrtal

Die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands am 14./15. Juli 2021 hat unermessliches Leid und verheerende Schäden verursacht. Mit allein 134 Toten, zerstörten Existenzen und verwüsteten Ortschaften wurde das Ahrtal besonders hart getroffen. Das Mitgefühl für die Opfer steht an erster Stelle.

Im Rahmen des voranschreitenden Wiederaufbaus, der die Region vor umfangreiche Herausforderungen stellt, sind zahlreiche am Ahrverlauf gelegene archäologische Denkmäler und deren zugehörige Kulturlandschaft betroffen. Dieser Thematik widmet sich ein jüngst erschienener Aufsatz von Dr. Cliff A. Jost (GDKE, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“ (03 / 2022). Unter der Themenrubrik „Klimawandel – Dürre, Hitze, Flut und Eis“ stellt Dr. Jost in seinem Beitrag „Das Beispiel Ahrtal 2021“ (S. 36-39) anschaulich die Herausforderungen, welche sich die Landesarchäologie in der Region nach der Flutkatastrophe gegenübersieht, vor.

Bereits seit dem 14. Jahrhundert berichten historische Quellen von wiederkehrenden Hochwassern an der Ahr. Hochwasser kamen an der Ahr vermutlich bereits in der Römerzeit, dem Mittelalter sowie der Neuzeit regelmäßig auf und waren damit im Bewusstsein der Menschen vorhanden. Dies zeigt auch die typische Lage römischer Gutshöfe an den erhöhten Talrändern, welche sie zumeist vor Hochwasser schützte, so zum Beispiel die Römervilla am Silberberg bei Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Eine seltene Ausnahme bildet eine vor wenigen Jahren entdeckte römische Villenanlage an der oberen Ahr, westlich des Hauses Streitenau, Gemarkung Winnerath. Das repräsentative Hauptgebäude lag unmittelbar in der Flussaue, nur wenige Meter vom Ahrverlauf entfernt – die Auswirkungen eines historischen Hochwassers auf das römische Gebäude sind in Anbetracht der Zerstörungsbilder nach der Flutkatastrophe 2021 leicht vorstellbar. Warum man ausgerechnet dort so nah am Wasser baute und ob die ehemaligen Bewohner ggf. später an einen höher gelegenen Siedlungsplatz auswichen, werden künftige Forschungen zeigen, an denen die IAGA bereits arbeitet.

Römische Villenanlage an der oberen Ahr

Flutkatastrophe 2021

Den Wiederaufbau begleitend sollte dem Erhalt, der Dokumentation sowie Erforschung und dem Schutz der vielseitigen historisch geprägten Kulturlandschaft, insbesondere ihrer archäologischen Denkmäler an der Ahr, hohe Priorität beigemessen werden – ein Aufgabenfeld, an dem die Interessengemeinschaft Archäologie und Geschichte im Kreis Ahrweiler e.V. maßgeblich mitwirken wird. So geht es primär, wie im Aufsatz von Dr. Jost dargestellt, um den Erhalt der vielseitigen Kulturlandschaft des Ahrtals, welche die historische Identität und den Charakter der Region für die Menschen ausmacht.

Literatur: C. A. Jost, Das Beispiel Ahrtal 2021. Archäologie in Deutschland 03/2022, 36-39.