Ein Hortfund Kölner Denare aus der Zeit um 1200

In der Gemarkung Schalkenbach wurde Anfang 2024 ein Münzfund aus der Zeit des 3. + 4. Kreuzzugs entdeckt. Der Fund besteht aus 27 vollständig erhaltenen Silbermünzen (Denaren) und 3 kleinen Bruchstücken von 1-3 weiteren Münzen des zumindest teilweise gleichen Typs. Die Bezeichnung Denar nimmt Bezug auf die römische Silbermünze und wurde in der Münzreform Karls des Großen im Karolingische Münzfuß folgendermaßen festgesetzt: aus einem Pfund Silber („Karlspfund“ = ca. 408 g) waren 240 Denare zu prägen (somit ca. 1,7g/Denar). In den folgenden Jahrhunderten kam es zur Entwicklung regional abweichender Gewichte und Münzprägungen.

Bei den Fundmünzen aus Schalkenbach handelt es sich ausschließlich um Denare des Erzstifts Köln. 26 Stück stammen aus der Amtszeit des Erzbischofs Philipp v. Heinsberg (1167-1191) und eine von Erzbischof Adolf v. Altena (1193-1205).

Ein Hortfund Kölner Denare aus der Zeit um 1200
Gesamtfund von 27 Kölner Denaren aus der Zeit von 1190 bis max. 1205.

Philipp von Heinsberg (ca. 1130-1191) schlug als jüngster Sohn Goswins II. v. Heinsberg-Valkenburg die geistliche Laufbahn ein und bewies schnell diplomatisches als auch militärisches Geschick.

Auf dem Gebiet des heutigen Kreis Ahrweiler verteidigt er 1164 im Auftrag des abwesenden Kölner Erzbischofs Rainald v. Dassel die Burg Rheineck und das Erzbistum Köln erfolgreich gegen einen Einfall des Pfalzgrafen Konrad.

Als unmittelbarer Nachfolger des 1167 verstorbenen R. v. Dassels wird Philipp von Kaiser Friedrich Barbarossa noch im gleichen Jahr zum Reichskanzler ernannt und unter ihm erfolgt die stetige Vergrößerung des Kölner Machtbereichs, auch im heutigen Kreis Ahrweiler. Philipp erwirbt zumindest Anteile an den Burgen Saffenburg und Are und auch die Herrschaft Olbrück wird zu dieser Zeit kölnisch. Die benachbarte Herrschaft Kempenich hingegen erlangt nach kurzer Abhängigkeit von Köln ihre Reichsunmittelbarkeit wieder und behauptet diese für rund 100 weitere Jahre.

Die bedeutendste Machterweiterung unter Philipp erfolgte 1180 nach dem Sturz Heinrichs des Löwen, des Gegners Barbarossas, gegen den Philipp gekämpft hatte. Aus dem Besitz des Unterworfenen erhielt Philipp und die Kölner Kirche von Barbarossa die Herzogswürde und das Herzogtum Westfalen. Spätestens hiermit stieg Philipp zum mächtigsten Fürsten des deutschen Reiches auf.

Diese besondere Machtposition führte auch dazu, dass die Kölner Währung sich weit verbreitete und als Leitwährung im Deutschen Reich durchsetzte: 144 Kölner Denare bzw. Pfennige (eine Bezeichnung für die gleiche Münze, die sich zunehmend im 12.-13. Jahrhunderts durchsetzte) wurden aus einer Kölner Mark (= rund 234 g = ein halbes Pfund) geschlagen. Dies entspricht einem Gewicht von ca. 1,625 g Silber/Denar. 12 Denare ergaben einen Schilling und 12 Schilling eine Mark. Schilling und Mark waren zu jener Zeit reine Gewichts- und Recheneinheiten und keine Münzen.

Der Denar war die größte und auch nahezu alleinige existierende Münze. In weit aus geringerem Umfang, existierten noch Münzen mit der Wertigkeit eines halben Denars (sog. Obol oder Hälbling) und eines viertel Denars (sog. Quadrans oder Vierling).

Philipp v. Heinsberg prägte in seiner Zeit eine große Zahl von Münzen, die in fünf unterschiedliche Prägungen unterteilt werden. Die 26 Philipp eindeutig zuzuordnenden Münzen des Fundes gehören sämtlich dem fünften und spätesten Typus an, der zwar nur in den Zeitraum 1190/1191 eingeordnet wird, aber offenbar in gewaltiger Ausprägung in Köln erfolgte und häufiger auch in größeren Mengen als Fund anzutreffen ist.

Denar des Kölner Erzbischofs Philipp v. Heinsberg, Münzstätte Köln, 1190/91

Die Vorderseite/Avers des Typs zeigt in einem unten durchbrochenen Perlkreis den auf einem Bischofsstuhl („Faldistorium“) sitzenden Erzbischof mit Krummstab und Buch in den Händen und frontal dargestellter Mitra. Die Umschrift lautet mit Varianten „PHILIPP ARCHIEP C“ (Philipp, Erzbischof von Köln). Die Rückseite/Revers zeigt in einem Perlkreis ein (Kirchen-)Gebäude mit Mauer und zwei Türmen mit einem Tor und darüber erwachsendem zweigeschossigen Torturm. Die von einem weiteren, äußeren Perlkreis umgebene Umschrift lautet in Varianten „SANCTA COLONIA“.

Nach dem Tod Philipps auf einem Kriegszug in Italien im Jahr 1191 wird Bruno v. Berg Erzbischof von Trier, der jedoch bis zu seiner Abdankung 1193 offenbar keine eigenen Münzen prägt. Die gewaltigen Ausprägungen seines Vorgängers dürften den Bedarf an kursierenden Münzen hinreichend gedeckt haben.

Auf Bruno folgt 1193-1205 sein Neffe Adolf I. von Altena als Kölner Erzbischof, von dem eine einzige Münze des Fundes aus Schalkenbach stammt. Adolf war maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt, die 1194 zur Freilassung des englischen Königs Richard Löwenherz führten und empfing diesen danach in Köln. Nach Streitigkeiten mit dem Papst um die von Adolf durchgeführte Krönung des Staufers Philipps v. Schwaben zum dt. König wurde Adolf vom Papst mit dem Bann belegt und als Erzbischof abgesetzt. Bis 1216 versuchte Adolf vergeblich, wieder als Kölner Erzbischof eingesetzt zu werden. Von 1212-1216 wurde ihm letztlich nur die provisorische Leitung der Diözese übertragen. 1216 gab er gegen Zahlung einer Rente seine Ansprüche endgültig auf, fungierte noch als Weihbischof und verstarb 1220.

Der bei Schalkenbach gefundene Denar Adolfs ist eine seltene Prägung und wird der westfälischen Münzstätte in Soest zugeordnet. Bezüglich der Darstellung übernimmt die Münze fast identisch den 3. Prägetyp Philipps von Heinsberg aus der Zeit von ca. 1175-1181.

Denar des Kölner Erzbischofs Adolf v. Altena, Münzstätte Soest, zw. 1193-1205

Die Vorderseite/Avers zeigt den sitzenden Erzbischof mit Krummstab, Buch und zweispitziger Mitra und der Umschrift „ADOL COLON AR“. Die Rückseite zeigt ein (Kirchen-)Gebäude mit Mauer und Tor und hohem Torturm mit einer Glocke und von der Kuppel herabhängenden Girlanden. Zu beiden Seiten des Torturmes steht je eine kreuzbekrönte, wehende Fahne. Die Umschrift lautet „SANCTA COLONIA“.

Diese Münze gibt den frühesten Zeitpunkt (1193-1205) des Verbergens oder des Verlusts der Münzen an. Sämtliche Münzen wurden im Umkreis von ca. 1 m gefunden. Überreste eines Behältnisses fanden sich nicht, sodass ein Beutel aus Leder oder Tuch zu vermuten ist. Genauere Umstände lassen sich nicht ermitteln.

Quellen:

Hävernick, Walter; Die Münzen von Köln vom Beginn der Prägung bis 1304


Portal Rheinische Geschichte; Biographien: Philipp v. Heinsberg; Adolf v. Altena