Gefälscht. Gegossen. Gesammelt.
Eine seltene Bronzeguss - Tetradrachme von der Burg Landskron
Innerhalb der Burg Landskron wurden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts archäologische Funde entdeckt. Nun konnte bei lizensierten Prospektionen ein Neufund geborgen werden, welcher uns viel über die kunsthistorischen Vorlieben des Adels im 17./18. Jahrhundert auf Burg Landskron erzählt.
Die aus dem Hangschutt der Burg stammende Tetradrachme (griechische Münze) zeichnet sich durch ihre runde bis leicht ovale Gesamtform aus. Spuren der Gussherstellung lassen sich besonders am Rand der Münze identifizieren. Auf der Vorderseite wird der Kopf des juvenilen Herakles mit Löwenfell erkennbar, die Rückseite zeigt den nach links thronenden Zeus, welcher einen Adler und ein durch aneinandergereihte Kugeln symbolisiertes Zepter hält. Die Zusammenstellung der Beizeichen entlarvt das Stück, neben der einfach gegossenen Form, als neuzeitliche Fälschung.
Tetradrachme (Quelle: Liebenstein-Gesellschaft)
Ein Vergleich findet sich in der Sammlung des englischen Adligen Thomas Dominus Herbert Comes, Graf zu Pembroke und Montgomery (1656–1733), wo die Münze jedoch in Gold gefertigt ist. Während der Renaissance fanden die wohlhabenden europäischen Adelsgesellschaften und das vermögende Bürgertum Interesse an der Sammlung antiker Gegenstände sowie der damit verbundenen zeitgenössischen Antikenrezeption. Hieraus bildete sich eine Grundlage für die spätere wissenschaftliche Erforschung der Antike, die bis heute andauert.
Der ehemalige Sammler auf Burg Landskron, bei dem es sich vermutlich um einen rheinischen Freiherren derer von Quadt oder von Einenberg (16./17. Jahrhundert) handelte, war bereits in dieser Zeit von der Antike fasziniert und scheint eine Vorliebe für griechische Prägungen gehabt zu haben, wenngleich er sie sich vermutlich nur als Bronzeguss leisten konnte.
Literatur: G. Heeren, MFRP 46: Eine neuzeitliche Bronzeguss-Tetradrachme von der Burg Landskron (Landkreis Ahrweiler). Zugleich ein Beitrag zur renaissancezeitlichen Sammlungskultur und zeitgenössischen Antikenrezeption. Numismatisches Nachrichtenblatt 3/20, 2020, 99-103.